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Ein Wochenende am Pannoniaring oder was zur Hölle wollten wir in Wien?

Eine wahre Begebenheit im Stile mein Tagebuch und ich

Samstag, 28.07.01

Als Einleitung muß erst mal folgendes festgehalten werden. Auf dem Limburger Weinfest traf ich Thorsten Grühn (alle Namen von der Redaktion geändert). Er erzählte, daß Kumpels am Freitag den 03.08.01 an den Pannoniaring nach Ungarn fahren wollten. Oh, dachte ich, nach dem Polterabend von Nebelhörstingers ein cooles Wochenende verbringen, das wär doch was!!

Dienstag, 31.07.01

Also, ab in die Garage marschiert und abgecheckt wer, wann fährt. Bittere Enttäuschung schoß in mir hoch, als es hieß, das schon am Donnerstag gestartet wird. „Scheiße da kann ich nit, muß auf Polterabend!“ Also, Haken dran das wars, halt kein Rennen gugge.

Donnerstag, 02.08.01

Nachdem jede Menge Dreck am Polterabend geworfen wurde, ab ins Sportheim einen Zischen. Hier traf ich auch einen Studienkollegen des Bräutigams, nennen wir Ihn mal Herrn Müller. Der Teufel treibt sein Spiel und Herr Müller berichtet mir, das er Freitags nach Ungarn fährt! Also, dann kommst Du ja doch noch zum Rennen, dachte ich, juhu!!

Freitag, 03.08.01

Die Fahrt begann mit ein bischjen Verzögerung, gegen 16.00 Uhr in Mz-Kastel. Zur Freude aller Beteiligten war auch noch der Gülliman dabei. Dank gilt einer Automobilfirma für die Bereitstellung eines Testwagens. Nach einer Stunde Fahrt dann, oh mein God, STAU! Als wir vorn ankamen Stand ein defektes Auto auf der linken Spur. Also, anhalten, Autobahn sperren un den „armen Kerl“ erst ma auf die Standspur schieben. Nach diversen Startversuchen war abschleppe angesagt. Nächste Ausfahrt runter, Verabschiedung and back on the Highway!! Dann lief alles recht planmäßig. Keinen Stau mehr gehabt nicht verfahren und auch alle Mann hatten ihren Ausweis dabei!! An dieser Stelle einen Gruß an Z. Möller.

Nach 9,5 Stunden und etlichen Müsliriegeln kamen wir dann nachts um halb zwo endlich an.

Samstag, 04.08.01

Erwartet wurden wir vom Langen, vom Dicken (er möge Mirs verzeihen), vom Bully und Grühni. Felsi, Alf, und Jessi schliefen bereits. Noch schnell Schlafstätte aufbaue, zwei – fünf Biere reinzwiebeln un abknäcke.

Sieben Uhr, Samstag morgen. Jessi un Grühni kamen vorbei um uns zu wecken. Frühstück un Vorbereitungen zum Warmup treffen. Noch lief alles planmäßig, außer das ich saumüde war. 8.00 Uhr Warmup, die Kiste des Rookie Teams läuft perfekt!! Außerdem hatte Felsi ja gestern schon mit einer 2 min 05 die Pole herausgefahren. Für das erste Rennen (rechts herum) galt es nur vierter zu werden und der Titel Deutscher Langstreckenmeister wäre erfolgreich verteidigt worden. Wäre, hätte, wenn und aber, welch süße Worte.

Nun aber zum Rennen. Pünktlich um neun Uhr Le Mans Start. Grühni rennt zum Motorrad sitzt als erster drauf un führt schon direkt das Feld an. Das ganze Feld?? Nein!! Ein Fahrer aus dem Mittelfeld hatte wohl keine Lust, vier Stunden im Kreis se fahrn un warf sein Motorrad spektakulär noch auf der Start – Zielgeraden weg. Hierzu muß gesagt werden, daß er keine größeren Verletzungen davon trug, jedoch einen Rennabbruch verursachte, der von einigen der führenden Fahrern nicht wahrgenommen wurde. Diskussionen um die roten Flaggen wurden entfacht, konkret wurde jedoch seitens der Rennleitung nix geäußert. Also, 9.38 Uhr erneuerter Start zum vorletzten Lauf der DLM. Wiederum konnte Grühni, seinen ersten Startplatz behaupten und zog Runde um Runde dem Rest der Welt davon. Dann erste Spekulationen, das Rookie und weitere Teams sollten 5 Strafrunden, aufgrund der nicht gesehenen roten Flaggen, aufgebrummt bekommen. Felsi übernahm die GSXR in Führung liegend und lies sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Auch nicht während einer Gelbphase, was eigentlich Überholverbot heißt!! Der Dicke und ich standen als Boxenluder an der Mauer und schauten uns nur doof an. Denn außer geil auszusehen war es unser Job Zeiten zu stoppen und anzuzeigen. Schnell war Felsi ja, aber für Gelb etwas zu schnell und auch noch schneller als ein Nachzügler. Ob das gut geht?? Nach einem weiteren Sturz dann auch noch Saftycarphase. Allerdings huschte Felsi als Führender noch knapp vorm Saftycar durch, so das eine weitere Runde vorm Feld gewonnen wurde.

Fahrerwechsel: Grühni, der bereits von den möglichen fünf Strafrunden in der Box erfahren hatte, machte sich auf, den drei Runden Vorsprung noch zu vergrößern. Schließlich wollte man gewinnen und nicht nur vierter werden, was eigentlich gereicht hätte. So kam es, wie es kommen mußte. Nach einigen schnellen Runden, dachte Grühni wohl, ich machs en bischjen spannender un fahr ma ins Kiesbett, vielleicht hamm die annern auch ma Lust am Titel se schnuppern.

Jetzt waren die restlichen Boxenluders gefragt, denn die Verkleidung un ein Lenkerstummel mussten gewechselt werden. Das dauerte vielleicht. Felsi wollte schon aufgeben, allerdings nach 38 min konnte das Rennen wieder aufgenommen werden. Leider reichte es letztendlich nur für Platz 5, so daß die ganze Planung übern Haufen geworfen wurde. Man wollte eigentlich im ersten Rennen die Meisterschaft klar machen und Sonntags nicht mehr antreten. Es sollte lediglich der Motor für ein WM Rennen in Oschersleben gewechselt werden, um dann gemütlich nach Hause fahren zu können. Frust im Team machte sich breit, so daß Müller, Gülliman und ich entschieden ma an de (P)Lattensee zu fahren, um zu relaxen. Ab un nix wie weg, während die anderen das Bike für Sonntag vorbereiteten. Nach einem sehr heißen Samstag mittag kamen wir gegen neun Uhr ins Fahrerlager zurück. Bittere Nachricht: Disqualifikation, weil Flaggen mißachtet wurden.

Auch Alf und Bully waren in der Zwischenzeit unterwegs. Sie kundschafteten Kneipen aus. Alf fragte ein paar Mädels, welche deutsch verstanden: „Wo issen hier de Puff!“ Bully war dies so peinlich, das sein Kopf einem rotem Ballon glich, was er eigentlich immer tut! Jedenfalls hatten die beiden ne Kneipe gefunden, in der der Frust ertränkt werden konnte.

22.00 Uhr, das kanns wohl noch nit gewese sein, also ab in die Stadt un Biergarten erobern. Alf lief zur Hochform auf und versorgte die ungarischen Mitbürger mit Weisheiten, wie „Ich und du Müllers Kuh, Müllers Esels das bist du.“ Dies hatte jedoch nichts mit unsrem Müller zu tun, denn der schlief bereits. Die Stimmung kochte, da Alf zur Hochform auflief. Lange nit mehr so viel gelacht. Doch leider haben auch ungarische Biergärten eine Sperrstunde. Gülliman, der am wenigsten Bier getrunken hatte fuhr uns dann sicher zur Strecke zurück und wir legten uns in die Koje, nach dem wir auch Grühni überzeugt hatten schlafen zu gehen. Ein schöner, leider nicht ganz erfolgreicher Tag ging zu Ende. Er lies lediglich jede Menge fragen über ein neues Teammitglied offen?!?

Sonntag, 05.08.01

Wieder mal 7.00 Uhr und wecken!! Oh man, ich kann nit mehr. Wat solls, Frühstücken und das gleiche Prozedere wie gestern durchführen. Nur das dieses Mal alles Glatt ging. Keine Rote Flagge übersehn, nicht bei Gelb überholt, kein Ausritt und sichre aber dennoch schnelle Runden in den ungarischen Asphalt gedrückt. Obwohl die Zeiten etwas langsamer waren, da diese mal links herum gefahren wurde, konnte man sich den Klassensieg un somit die Meisterschaft sichern! HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!! 13.00 Ziel, Satz und Sieg!! Anschließend Mittagessen, Motor umbauen, un zusammenräumen. Gülliman und Müller hatten uns schon gegen 11 Uhr verlassen un pflegten internationale Kontakte in Tschechien. Müller besucht eine Bekannte vom Rennen in Brno. Gülliman wurde wohl ins Kino geschickt??

Abends dann mit den verbliebenen Teamers in die Stadt und feiern. Erst wurde ein schönes Lokal angefahren, in dem wir meisterlich speisten. Danach war natürlich Attacke gefragt.

Uns wurde der Red Saloon empfohlen, der sich als Nacktbar entpuppte. Hier wurde Alf von seiner Bekanntschaft vom Vortag persönlich begrüßt (man erinnere sich an „Wo issen hier de Puff!“). Wiedermal hatte er einen guten Riecher bewiesen!! Jedoch wollten die Mädels nicht so wie wir, da die Hüllen nicht komplett gefallen sind. Deutscher Meister und keine Tüten, dachten sich Grühni und Felsi, das kann ja wohl nit sein. Also Scheine gezückt und ab mit auf die Bühne. Endlich, der erste BH war erobert. Dies gefiel unsrer Teamdame Jessi wohl nicht und sie wollte nach „Hause“. Taxis dorthin hätten uns 100 DM gekostet, so das wir nach nur zwei Bieren bereits die Segel strichen und mit Jessi zurückfuhren.

Sollte das schon alles sein??? NEIN. An der Rennstrecke angekommen, nach einem Todesritt in Langems Volvo, zeigte Bully sein Organisationstalent in Sachen Alk un Kippen, so das noch ausgiebig gefeiert werden konnte.

Montag, 06.08.01

Mit schweren Köpfen wurde morgens um acht die Heimreise angetreten. Jessi, Grühni un Bully im LKW, Langer, Dicker, Alf, Felsi un ich im Volvo. So das wars, dachten wir alle ein super Wochenende geht zu Ende. Doch weit gefehlt!! Auch die Heimreise sollte sich noch als Riesen Kracher erweisen. Als wir uns nach dem Frühstück, in einem ungarischen Ristorante gegen 10 Uhr von den anderen im LKW verabschiedenden, ging eine Odyssee los, die seines gleichen sucht!!

Wir rechneten damit, das wir gegen 16.00 Uhr wieder zu Hause sind. Felsi konnte also seine Freundin beruhigen, die schon seit Sonntag wartete. Doch da der Lange nur selbst fahren wollte un auch noch etwas von Heilbronn faselte, bzw. den Spruch losließ „Ich hab noch nie ne Landkarte gebraucht.“, wurde uns allen mulmig. Dann das (Un)Erwartete. Der Knoten (österreichisch für Autobahnkreuz) von Wien näherte sich. Es waren noch 3 KM bis St. Pölten. Hatte ihn der Teufel geritten, stimmte die Spur vom Volvo nicht mehr oder dachte unser Langer hier is ja schon Heilbronn?? Irgendwas jedoch zog uns nach rechts runter von der Autobahn. Was es letzt endlich war weiß nur der Lange und der liebe Gott. So landeten wir in Wien. Nach einer Stunde un dem Tip immer Richtung Gürtel zu fahren, stellten wir fest Wien ist eine schöne Stadt. Wir sahen sogar einen Hundehaufen von Kommissar REX. Damit dieser noch eine spezielle Note erhielt, zauberte unser Dicker die „schlechte Luft“ dazu, was ihm so gut gefiel das er gar nicht mehr damit aufhörte. Felsi war schier am verzweifeln. Wir anderen nahmens etwas gelassener. Schlimmer geht’s nimmer. Denkste. Unser daheimgebliebener Freund Rantanplan (übrigens ist hier nich der dumme Hund von Lucky Luke gemeint) rief just in dem Moment an, als die Stimmung im Auto den Höhepunkt erreichte. Seine Worte am Telefon waren: "Wu seid ihr da un wann kummt ihr hamm??" Das war der Gipfel, schließlich wollten wir alle nach Hause, besonders Felsi, dessen Freundin bereits dreima angerufen hatte. Rantanplans Aussagen waren zuviel für uns, so das wir uns entschlossen, nach zwei Stunden doch Wien wieder zu verlassen. Ein Schild zeigte uns die bittere Wahrheit: „St. Pölten 38 KM“. Der Radioreporter setzte dazu noch eins obendrauf: „Vor St.Pöllen ca. 5 KM STAU“ waren seine Worte. Also, Armatur checken: 13.30Uhr Kilometerstand 228. Jetzt das beste tun, was man machen kann: schlafen!! Aufgewacht, Armatur erneut geprüft 14.30 Uhr. Coool ne Stunde gepennt. Dann Schreck lass nach Kilometerstand 233. Wow mortz Stundenmittel!! Glücklicherweise hatten wir kurz darauf das Stauende erreicht. Die restlichen Knoten wurden mit Argusaugen überwacht, und auch Heilbronn konnte dem Langen nach heftiger Diskussion ausgeredet werden. Glücklich und zufrieden, naja zumindest Heil angekommen beim Rantanplan noch ein Bier schlappern un ab nach Hause. So endet dieser Tagebucheintrag gegen 20.00 Uhr in Eisenbach, nur Felsi wurde seit dem nicht mehr lebend gesehn. Hoffentlich ist sein Kopf noch dran.

In diesem Sinne....

Herzlichst Euer

Öddi